Heinrichsgeist

Heinrichsgeist

Mentales Modellieren
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L. Randall Wray

Why Minsky Matters

An Introduction to the Work of a Maverick Economist

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Buch 2015 Levy Economics Institute

Wahrgenommen von Heinrichsgeist: 2022. Zitate auf dieser Seite beziehen sich auf diese Quelle, sofern nicht anders gekennzeichnet (Zitationszweck: Anschauliche Hervorhebung ausgewählter Passagen).

Botschaften übergreifend

Der Kapitalismus ist dynamisch und zugleich inhärent fragil. “Natürlicherweise” angestrebte Gleichgewichtszustände gibt es nur in den mathematischen Modellen der Mainstream Ökonomie, nicht aber in der Realität. Die Mainstream Ökonomie geht an der Realität vorbei.

Dynamik und Fragilität (Instabilität) werden verursacht durch Profitseeking von Investoren und beteiligten Finanzinstitutionen, Instabilitäten wachsen in Boomphasen mit Tendenz zu Risikoverhalten: In Minskys Klassifizierung ist das der Übergang von Investitionen hedge -> speculative -> Ponzi. Einfache regelbasierte Ansätze werden immer durch Finanzinnovationen ausgehebelt werden, d.h. Überwachungsmaßnahmen, gezielte staatliche Eingriffe und kontinuierliche Regelanpassungen sind erforderlich.

Finanzkrisengeschichte ab 1929: Big Bank (Zentralbank) und Big Government (Staat) können Floor (lender/employer of last resort) und Ceiling (Überwachung Finanzmärkte/Adaptive Regulierung) setzen, um der Fragilität entgegenzuwirken. Die große Depression entstand, weil es keinen Floor gab. Mit dem New Deal wurde in Nachkriegsphase halbwegs funktionierendes Ceiling gesetzt, welches eine zeitlang hielt und (durch Finanzinnovationen bedingte) Krise erstmals 1966 durchbrochen wurde, seitdem immer wieder Krisen. Big Bank macht in solchen Fällen zuverlässig Floor (lender of last resort) sodass keine Depression mehr erwächst. Eine effektive Regulierung (Ceiling) bleibt aber aus, sodass man sich auf staatliche Risikoübernahme verlassen kann, was wiederum Fragilität fordert. Daher immer wieder Krisen bis zum globalen Finanzkrise im Frühjar 2007.

Interessant detaillierter

ab S.32 Übersicht von Minskys Hauptarbeiten auf vier Gebieten

  • Money and Banking:
    • Untersuchung des Interbankenkreditmarktes
    • (Innovation zu der Zeit)
    • Minsky wollte keinen freien Interbankenbank für Zentralbankgeld (Monetaristen), sondern Direktausgabe an die Geschäftsbanken nach Einsicht in die Bilanzen. Damit könnten Trends Richtung Instabilität erkannt werden. Er war für Steuerung der Zentalbankgeldmenge statt ausschließlich Steuerung des Leitzinses.
  • FIH, Financial Instability Hypothesis, S.35
    • Minsky erweiterte Keynes Theorie um die Finanztheorie des Investments, welches strukturelle Fragilität erzeugt.
    • an investment theory of the cycle (Keynes) and a financial theory of investment (Minsky’s Extension): Finanzsektor verhält sich prozyklisch und beschleunigend, beim anfeuern aber auch beim einbremsen. In der Euphorie eines Booms wird immer mehr investiert, dabei höhere Finanzierungsrisiken in Kauf genommen, es gibt viele kurzläufige Kreditvergaben zu hohen Zinsen, für Finanzierung werden höhere Risiken in Kauf genommen.
    • classification for fragility of financing positions
      • “hedge” sicher, erwartetes Einkommen deckt Zinsen und Tilgung
      • “speculative” erwartetes Einkommen deckt nur Zinsen
      • “Ponzi” Schuldner muss sich für Zinszahlung weiter Verschulden
      • bei steigenden Zinsen können sich spekulative Positionen in Ponzi verwandeln
    • Zentralbank und Regierung (Big Bank and Big Government) können im Bust regulierend eingreifen, das haben sie nach der Finanzkrise auch gemacht und Depression verhindert. Zentralbank kann großzügig billig Geld verleihen, und der Staat Investitionsprogramme fahren. Daher keine Globale Depression nach 2008.
  • Employer of Last Resort, S.37
    • Zusätzlich zu Investitionen des Staates in der Flaute: Der Staat beschäftigt eine “Reservearmee von Mindestlöhnern”. Wer arbeiten kann und will soll vom Staat einen Job bekommen. Die Reservearmee schmilzt dann mit dem Aufschwung ab, weil die Privatwirtschft dann bessere Löhne zahlt. Diese Reservearmee muss so gestaltet werden, dass sie nicht mit qualifizierten Jobs konkurriert. Insgesamt besser als ein Wohlfahrtstaat, der auf breiter Basis Arbeitslosigkeit stützt.
  • Long-Term Evolution of the Economy, S.39. Finanzstrukturen änderten sich im Laufe der Zeit, 4 stages:
      1. Jahrhundert: “commercial capitalism”: Short-Term Darlehen an Firmen, die produzieren und aus dem Profit die Darlehen zurückzahlen. Struktur und Risiken sind überschaubar, gegen die auch schon Zentralbanken als “lender of last resort” eingerichtet werden
    • Beginn des 20. Jahrhunderts: “financial capitalism”: Es werden größere Investitionen basierend auf langfristigeren Darlehen getätigt. Die Risiken sind höher. Die Geschichte resultiert in der großen Depression.
    • nach dem 2. Weltkrieg “managerial welfare-state capitalism”: Big Government, Big Bank und “New Deal” Reformen gewährleisten Stabilität, Staatsschulden sind hoch, aber nicht so private Schulden, die sind gering. Große (oligopolische) Konzerne finanzieren auch größere Investitionen aus ihren Profiten. Ein finanziell robustes System in dem der Staat unter dem Kriegseindruck ein soziales Sichernugsnetz aufspannt.
    • “money manager capitalism” (woanders auch Neoliberalismus oder Casino Kapitalismus): Finanz dominiert über Industrie, insbesondere kaum regulierte Schattenbanken (auch Pensionsfonds, Hedgefonds, Staatsfonds…). Immenses Vermögen wird bei den oberen 1% akkumuliert, Regulierung wird zurückgefahren, stattdessen auf Selbstverpflichtung der großen Finanzinstitutionen gesetzt. Internationale Handelsschranken werden abgebaut, Kapital wird global frei bewegt. Innovative Finanzprodukte wickeln Schulden um Schulden, lassen private Verschuldung im Verhältnis zum Einkommen anwachsen, man verlässt sich vermehrt auf Schwankungen kurzfristiger Finzanzen. Ab Ende der 1960er gibt es immer häufiger Crashs, die durch schnelle Reaktion von Big Bank und Big Government stets ausgebügelt wird. Diese staatliche “Validierung” ermutigt Experimentierfreudigkeit.

S42-45 weitere Minky Ansichten

  • Form der Aktiengesellschaft ermöglicht große Projekte, kann aber auch als Spekulationsvehikel genutzt werden
    • Einkommenssteuern für AGs sollten entfallen, um (… Grund nicht ganz verstanden)
  • Größe ist ein Problem, “Too big to fail” ist ein Problem. Dagegen sollten Banken in Größe beschränkt werden und das Bankensystem dezentral organisisert werden
  • Märkte müssen reguliert werden, wenn Externalitäten oder Machtausnutzung bestehen
  • Minsky hält Investition in qualifizierte Arbeitskräfte für sinnvoller als in Hochautomatisierung

Abschnitt zum Abriss der Mainstream Ökonomie nach dem 2. Weltkrieg, S.46ff “Like Minsky, many others have also…”: Die “neoklassischen Synthese” vereint das Hicks ISLM Modell mit den alten mikroökonmischen Theorien zur individuellen Nutzen- und Profitmaximierung. Dies wird von Paul Samuelson getrieben und bestimmt fortan die Lehrbücher. Der so entstandene “Keynesianismus” ist Etikettenschwindel, denn er ignoriert wichtige Kernerkenntisse von Keynes’ genereller Theorie (welche aber für Minsky wichtig sind).

Der “Keynesianismus” (Staatliche Interventionen und aktive Regulierung) bekommt mit Milton Friedmanns Monetarismus (Regelfokussiert, Poltitische Beschränkung auf Geldmengenpolitik) anfang der 1950er Konkurrenz. Der Monetarismus lässt sich ebenfalls in die neoklassische Synthese integrieren. Beide neoklassische Theorien unterscheiden sich somit in Parametern (z.b. S.48 in Frage inwieweit sich Arbeitnehmer- und Geber dauerhaft täuschen lassen). Beide gehen an der Realität vorbei: S. 49: Die “Stagflation” Ende der 1970er führt den “Keyesianismus” direkt in den Widerspruch (Politik müsste Nachfrage stimulieren und drosseln gleichzeitig). So setzt sich der Monetarismus durch, scheitert aber immer wieder (S. 49, FED Geldwachstumsziele Anfang der 1980er verfehlt).

S.50 Geld ist in den neoklassischen Theorien neutral, damit spielen im Fall von effizienten Märkten die unterschiedlichen Finanzierungsarten keine Rolle. Finanzinstitutionen sind nur Intermediäre zwischen Sparern und Investoren, und dieses Vermitteln wird im Laufe der Zeit immer effizienter, sodass beides immer attraktiver wird. Der Markt diszipliniert die Finanzinstitutionen. So die Geschichte zu einer Politik, welche dann Ende der 1990er den Finanzsektor von Regulierung “befreit”.

Benennung der Fehlerhaftigkeit der Mainstream-Modelle (S. 55): Die Modelle können nicht anders als die ideologisch gewünschten Gleichgewichtszuständen anzustreben, weil sämtliche Instabilisatoren der realen Welt nicht (wirksam) modelliert sind: Unsicherheit, Investitionsrisiken, Insolvenz, Bankrott, Zahlungsausfall. Geld spielt kaum eine Rolle, Investitionen sind stets erfolgreich.

S.58 The Sectoral Balance Problem: Das Dreieck Außenhandelzbilanz, heimische Staatsbilanz und heimische Privatbilanzen sind in Summe immer ausgeglichen (Wynne Godley). In einer Rezession auf einen ausgeglichenen Staatshaushalt zu zielen

S.59-61 Kompakte, verständliche Darstellung der MMT (Modern Money Theory). Besser gezielte staatliche Ausgaben als Gießkanne (pump-priming). Keine Angst vor Staatsverschuldung.

S.72

“Minsky continually developed his financial instability hypothesis to incorporate the extensions made to his investment theory over the course of the 1960s, 1970s and 1980s. The Kalecki equation was added; the two-price system was incorporated; and a more complex treatment of sectoral balances was included.

(Zu Kalecki siehe auch Levy Economics Institute - Profits (working paper 309) und

Über Michal Kalecki)

WEITER S.72 jetzt

A capitalist economy can be descibed by a set of interrelated balance sheets and income statements

Hyman P. Minsky 1

Conclusion on Minsky’s Alternative to the War on Poverty (S.105)

Minsky’s fundamental argument is simple: (1) poverty is largely an employment problem; (2) tight full employment improves income at the bottom of the wage spectrum; and (3) a program of direct job creation is necessary to sustain tight full employment.

Dann kann die zweite Stufe wirken:

Once tight full employment is achieved, the second step is to generate programs to upgrade workers.

Für die Armutsbekämpfung sind Bildungsprogramme für Erwachsene also erst der zweite Schritt. Nichtsdestotrotz sollte - als Präventionsmaßnahme gegen Armut - ab dem frühkindlichen Alter Bildung und Erziehung die heranwachsenden Kinder begleiten.

Vollbeschäftigung ist ein Ziel, dass nicht zuviel kosten kann, denn es gibt eine Fülle von Benefits:

Recognized benefits of full employment include the following:

  • Production of goods, services and income;
  • On-the-job training and skill development;
  • Poverty alleviation;
  • Community building and social networking;
  • Intergenerational stability;
  • Social, political, and economic stability; and
  • Social multipliers (Positive feedback and reinforcing dynamics create a virtuous cycle of socioeconomic benefits. The total effect exceeds the sum of the individual benefits).
ELR (employer of last resort) (S.107)

S107 Zitat einfügen “There is an alternative …keeping them ready for work” lala Beschreibung eines ELR Programms, S.107-109.

Minsky and the Global Financial Crisis (S.109 - )
  • Der Ausbruch der weltweiten Finanzkrise 2007 wurde von Einigen “Minsky moment” genannt. Minsky hatte die Transformation der Ökonomie von einer robusten Finanztruktur hin zu einer fragilen Struktur beschrieben (”stability is destabilizing"; “good times would encourage ever-greater risk taking”; “instability would encouraged if financial crises were resolved by swift government intervention”)
  • Auflistung von Krisen ab 1980, die der großen Finanzkrise vorausgingen (S.109)
  • Diese Krisen passieren in der Stufe “Money Manager Capitalism”, wenn menn es aus größerer zeitlicher historischer Perspektive nach Minskys “stages approach” aus (Minskys Spätwerk) betrachtet. Die stages:
    • Commercial Capitalism: Banken finanzieren Firmen. Investitionsvolumina passen in diesen Rahmen, es ist keine externe Finanzierung notwendig

    • Finance Capitalism (Begriff von Rudolf Hilferding): Investmentbanken dominieren, es können damit große Projekte (z. B. Eisenbahn) finanziert werden. Investmentbanken leisten entweder direkte Langzeitfinanzierung, oder sie organisieren eine Verteilung von Schulden und Eigentum. Kennzeichen auch Globalisierung, internationale Finanzmärkte, Martkmachtakkumulation von Trusts, Oligopolisierung von Märkten. Zum Ende der 1920er Jahre dann vermehrt Finanzspekulation (wertlose Aktien, Schemen ähnlich wie bei Charles Ponzi oder Bernie Madoff)

    • Managerial-Welfare State Capitalism: Löst nach der “Great Depression” den Finanzkapitalismus ab. “New Deal” reformen bringen Stabilität. Die Regierung managed die Wirtschaft, Big Bank (FED) und Big Government (Treasury) fördern stabiles Wirtschaftswachstum, Beschäftigung und Löhne steigen, Ungleichheit wird abgebaut. Zeitlich nach dem Zweiten Weltkrieg und den frühen 1970er Jahre.

    • The Long Transformation to Instability (Ende des organisierten Wohlfahrtsstaats-Kapitalismus, mit Ähnlichkeit zum Finanzkapitalismus): New Deal Reformen werden zurückgebaut (Einfluss konservativer Politiker und Ökonomen), führt zu deregulierten Finanzmärkten und “desupervised” Finanzinstitutionen, einhergehend mit destabilisierenden Finanzinnovationen. Schattenbanken florieren. Änderung von Belohnungsstrukturen förern riskante Wetten und Erzielung von schnellen Profit, statt langfristig ausgelegten Gewinnausschüttungen gesunder Firmen.

      Many if not most of the new practices served no social purpose beyond making top management of financial institutions incredibly rich

      “pump and dump” Strategien werden angewendet (Werte künstlich aufpumpen, rechtzeitig vorm Kollaps verkaufen). Löhne sinken, Gewerkschaften sind schwach, soziale Sicherungssysteme werden ausgehöhlt. Arbeitslosigkeit wird als probates Mittel gegen Inflation betrachtet. Andere Begriffe: Kasinokapitalismus, “financialization”

    • Money Manager Capitalism (S.113): Kennzeichnend sind riesige Fond-Pools, die professionell verwaltet werden. Nach Minsky konnten durch die guten Bedingungen des “Managerial-Welfare State Capitalism” (keine Rezessionen, staatliche Abfederung von Krisen) private Vermögen und damit die Fond-Pools gedeihen. Das bewirkt eine Machtverschiebung von den Banken hin zu den “Money Managers” bei den Schattenbanken. Um mit den Schattenbanken Schritt zu halten können, wird das Bankwesen dereguliert - eine Dynamik entsteht, die Fragilität produziert. Typische Belohnung für Manger sind “stock options”, sodass eine schnelle Steigerung von Aktienpreisen - und damit kurzfrist-Denke - in den Fokus rückt, und Anreize für Finanzmarktmanipulationen und “pump and dump” Strategien gesetzt werden. Es werden riesige Volumina von Finanzwerten bewegt, die nichts mit gesellschaftlich sinnvollen Investments zu tun haben, oder sich sogar gegen öffentliches Interesse richten (Spekulation mit Lebensmitteln, Energie bspw.)

  • Erklärung “Goldilocks growth” in der Clinton Präsidentschaft: Allgemeine Euphorie bläst Finanzblasen derart auf, so dass staatliche Haushaltsüberschüsse entstehen. Der Handel mit dem Ausland ist defizitär, also auch Überschüsse aus Sicht des Auslands. Nach Wynne Godley’s “three balances model” gehen diese Überschüsse zwangsläufig auf Kosten (d. h. Verschuldung) des U.S. amerikanischen Privatsektors (Haushalte und Wirtschaft, welche sich in allgemeiner Dotcom Goldgräberstimmung riskant verhalten indem sie sich hoch verschulden). Die Finanzprodukte werden immer komplizierter, abstrakter und gleichzeitig die Verschuldung immer höher, bis irgendwann der Privatsektor zögerlicher wird beim “sich verschulden”, was der Treiber des finanziellen Wachstums ist. So kehrt sich die Dynamik um (nach der Clinton Ära) und staatliche Haushaltsdefizite entstehen.
    • Bis hierher ist das Muster genauso wie vor dem Crash 1929. Nun passiert was Neuartiges: Die Immobilienblase entsteht und kann den Kollaps nochmal aufschieben um ein paar Jahre, bis 2008.
    • Layering bei der Blasenbildung: Banken finanzieren zunehmend ihre Assets über kurzfristige Kredite bei Schattenbanken. Diese Kredite müssen sehr häufig umgewälzt werden. So schichten sich Schulden über Schulden über Schulden (und es bilden sich noch komplexere Arrangements). Irgendwo am Ende gibt es dann Verträge der Schattenbanken mit Privathaushalten. Die Einlagen der Privathaushalte bei den Schattenbanken sind aber nicht staatlich einlagengesichert. In der Krise fällt das Kartenhaus dann in sich zusammen: Im komplexen Bankengeflecht kehrt allgemeines Misstrauen ein, der Markt der kurzfristigen Kredite bricht weg, Banken werden illiquide, Assets zu den geschichteten Schulden werden wertlos, Haushalte verlieren am Ende ihre Einlagen bei den Schattenbanken. Durch die Illiquidität müssten Banken ihre Assets ausverkaufen, es gibt aber keine Käufer - einsetzender Kollaps (“Fisher-Minsky type debt deflation dynamic”) der Assetpreise kann nur durch Eingreifen von Staat und Zentralbank verhindert werden (Lektion aus der großen Depression der 1930er Jahre)
    • Interessant: Es wurden völlig falsche Schlüsse gezogen. Die staatlichen Haushaltsüberschüsse waren Nebeneffekt einer gefährlichen Finanzblasenbildung. Die Demokraten behaupten jedoch fälschlich, die Haushaltsüberschüsse seien die Ursache des Wachstums gewesen. Gelernt wurde “Staatliche Haushaltsüberschüsse sind gut, Defizite sind schlecht”. Laut Wray (vertritt Position Levy Institute) ist das ungefähr das Gegenteil der Wahrheit und eine Ursache, warum man sich nach 2008 nicht beherzter staatlich verschuldete, womit man die Folgen des Crashs deutlich besser hätte abfedern können.
  • Minsky’s hypothethische Kritik am Umgangs mit der Finanzkrise 2008:
    • FED vergab Darlehen an Banken in Form von Versteigerungen. Es wurden zahlreiche Versteigerungen durchgeführt, so viele wie zur Wiederherstellung Liquidität eben erforderlich war, d.h. das Versteigerungsformat suggeriert eine scheinbare Beschränkung, in der Praxis bekommt jedoch jeder Teilnehmer ohne Substanzprüfung und Auflagen am Ende seine Mittel. Minsky hatte Alternativvorschlag mit Transparenz und Substanzprüfung: FED versorgt am Ausgabefenster (Discount window) die Banken - nach Einsicht in deren Bilanzen - mit den im Einzelfall erforderlichen Darlehen, zu einem niedrigem festen Zinssatz.
    • Insolvente Banken wurden gerettet. Das ist ein fatales Signal, das zur Wiederaufnahme der schädlichen Praktiken ermuntert. Besser wäre eine kontrollierte Abwicklung insolventer Banken gewesen, angelehnt an Roosevelt’s “Bank holiday” Methode in den 1930ern: Alle Banken werden geschlossen zur Überprüfung: gesunde Banken werden schnell geöffnet, hoffnungslose Banken abgewickelt.
Minsky and Financial Reform S. 127

Was macht ein guter Bänker: “Underwriting”, die Kreditwürdigkeit des Schuldners prüfen, um das Ausfallrisiko zu reduzieren; Erfahrung und Kundenkenntnis hilft ihm dabei. Wenn erfolgreich, dann erzeugt er ein Darlehen (Asset der Bank, über Kreditlaufzeit tröpfelt dann Geld vom Kunden rein), und direkt danach erzeugt er eine Einlage für den Kunden als Bankverbindlichkeit (Buchgeld, im Prinzip Geld der Bank). Diese Einlage kann der Kunde jederzeit für eine Überweisung oder Bargeldumwandlung verwenden. In beiden Fällen ist normalerweise das Buchgeld der Bank in Zentralbankgeld umzuwandeln. Die Bank hält eine gewisse Reserve für Kreditausfälle vor. Einen weiteren Teil der Assets machen sichere aber leicht verkäufliche Assets aus, für seltene Fälle (ungewöhnlich viele Auszahlungen; falls Kredit rollover nicht klappt). Falls die Reserven nicht reichen kann sich die Bank Liquidität von der Zentralbank beschaffen (Lender of last resort). Die staatliche Einlagensicherung macht Bank runs unwahrscheinlicher.

Durch Einlagensicherung und einen lender of last resort im Rücken, könnte auch eine insolvente Bank weiterbetrieben werden, sie würde nicht durch Disziplinierung der Märkte geschlossen werden, so wie es bei Privatunternehmen funktioniert (Unternehmenswert geht in den Keller und die Gläubiger versuchen rauszuziehen was geht). Dafür kann die Bankenaufsicht explizit eine Stundung gewähren, oder implizit bei Bilanzprüfungen beide Augen zudrücken. TBTF (too big to fail) Doktrin beherrscht die Bankenaufsicht - und das ist das ultimative Sicherheitsnetz. Eine TBTF Bank ist außerhalb der Risikozone - entsprechend fehlen die Anreize für Praktiken, die eine gute Bank ausmachen (siehe Absatz drüber: Kreditwürdigkeitsprüfung, enge Kundenbeziehung, Ausgewogenes Asset-Management…)!

Eine Bank strebt ganz normal Gewinnmaximierung an, unter den Randbedingungen: Regularien und Kontrollen, Aufrechterhaltung Liquidität, Aufrechterhaltung Solvenz. Der weise Bänker kalkuliert Darlehenszahlungen mit einem Risikoaufschlag und verlangt angemessene Sicherheiten gegen Ausfallverluste. Er versucht stets das Einkommen der Bank (cash inflow) duetlich über den Ausgaben (cash outlow) zu halten um den Profit auf das Eigenkapital zu generieren trotz gelegentlicher Verluste aus bad loans. Minsky hielt die “net cash flow analysis” deutlich wichtiger als “net worth analysis”, bei der einfach die Verbindlichkeiten von den Assets substrahiert werden. Ein hoher net worth schützt aber vor Illiquidität nicht, wenn Assets-Protfolio einen hohen Anteil illiquider Mittel aufweist. Beispielsweise enthalten namentliche Kredite vertrauliche Daten und sind in einer vertrauensvollen Kundenbeziehung somit unverkäuflich.

Also muss der weise Bänker marktfähige, d.h. gut verkäufliche Positionen in seinem Portfolio haben. Das sind erworbene Wertpapiere (securities) oder Vergabe von “unpersönlichen Darlehen” (d.h. auch verbriefbar) in seinem Portfolio halten. Dafür sind dann auch niedrigerere Zinsen akzeptabel.

Es gibt gute Gründe für die hohen Anforderungen an Banken Liquidität: Zentralbankgeld kann sehr schnell flöten gehen (Verbindlichkeiten mit hohem Anteil Kundeneinlagen während die Assets nur mit deutlichem Wertverlust in liqide Mittel verwandelt werden können). Daher muss die Bank im Notfall ausreichenden Nachschub von Zentralbankgeld organisieren können.

Solvenz: Bank Eigenkapital ist gering im Verhältnis zu den Assets, wenn diese stark Wertverlust haben kann die Bank nicht überleben, ( anders als andere Firmen)

What Should a Financial System Do?

Nach Minsky sollte das Finanzsystem die Kapitalentwicklung der Wirtschaft fördern, um in einem weit gefasstem Sinn Lebensstandards zu verbessern.

Sollfunktionen eines Finanzsystems

  • sicheres und tüchtiges Zahlungssystem
  • Kurzfristige Darlehen
  • Immobilienfinanzierung
  • verschiedene Serviceleistungen: Versicherungen, Brokerage, Renten
  • Langfristfinanzierung (Investment Banking)

Probleme: Konzentration vieler dieser Funktionen in einer Bank (insbesondere wenn es eine Große ist) führt zu Informationsvorteilen und fördert Dynamiken, die entgegen Kundeninteressen wirken. Finanzierungen mit Festzins mit langfristigem Horizont haben grundsätzlich Zinsrisikofür die Bank (Gefahr Leitzinssteigerung). Solche Produkte sollten gegen weitere Risiken geschützt werden, z.B. dass keine Stakeholder ohne echtem Interesse am Projekt einsteigen (Beispiel George Bailey private Immobilienfinanzierung). Wenn Investmentbanking nichtkonservativ betrieben wird, von Markthöhenflügen profitieren will oder Manager mit Aktienoptionen belohnt werden, dann werden schädliche “pump and dump” Praktiken wahrscheinlicher. So war es vor den Finanzkrisen in den 1920ern und in den 2000ern.

How to Reform Banking

Große TBTF Banken haben Kostenvorteile, da ihre Risiken letzendlich vom Staat getragen werden. Kleine Banken werden können da nicht mithalten. Kleine Banken unterhalten mehr Filialen, pflegen Kundennähe und können so auch Risiken bei Kreditvergabe besser beurteilen (underwriting) und damit vermeiden. TBTF Banke dagegen unterdrücken kluges Risikoverhalten, sie müssen die Risiken selbst nicht tragen, da die Verluste letztendlich auf die Allgemeinheit abgewälzt werden (Verluste werden sozialisiert). Ein Bankensystem basierend auf mittleren und kleinen Banken erzeugt insgesamt die besten Skaleneffekte und Nutzen fürs Gemeinwohl, zu diesem Schluss kommen mehrere Experten.

Verbriefung (Securitization) spielt in der Krisenentstehung eine zentrale Rolle. Der “sceptic banker”, der stabilisiert, wird in der Krisenentstehung ausgebootet. Zur Rückkehr zum “relationship banking” braucht es Dezentralisierung des Systems, Favorisierung kleinerer Institute und ausgewogene Risikobindung.

Redirecting Government Protection against Bank Liquidity and Solvency Risks

Liquidität ist eine Charakteristik einer aktiven ökonomischen Institution. Liquiditätsprobleme einer Bank können durch äußere Umstände (Entwicklung Wirtschaftssystem oder Finanzmärkte) entstehen, oder auch durch Eigenheiten der Bank selbst. Große oder stark vernetzte Banken können ihre Probleme in die Finanzmärkte injizieren.

Überschaubare Liquiditätskrisen werden im Interbankenmarkt für kurzfristige Kredite ausgeglichen. Gerät dieser Markt ins Ungleichgewicht, dann springt die Zentralbank ein und kauft den Banken in erster Linie Staatsschulden ab. In einer starken Krise kann diese Praktik riesige Ausmaße annehmen. Ziel ist Zinsniveau im Zielbereich zu halten und Bank runs zu verhindern. Minsky empfahl diese Praktik auf alle Arten von Finanzinstitutionen auszuweiten.

Den Nachschub an Liquiditätsreserven zu begrenzen ist die falsche Seite (der Bankbilanzen) um Kontrolle auszuüben. Die Zentralbank muss stattdessen die Bilanzen ihrer Geschäftsbanken überwachen und Cahs-flow-Analysen durchführen.

Staatlich einlagengesicherte Einlagen können von Banken genutzt werden um Assets zu finanzieren - der Staat sollte aber Interesse des “public purpose” haben. Daher muss gemeinwohlschädlicher Missbrauch verhindert werden. Was die nicht staatlich einlagengesicherte Einlagen betrifft haben TBTF Banken und auch Schattenbanken eine Garantie, während kleinere Insitutionen (die wie oben beschrieben effizienter sind) das Insolvenzrisiko tragen. Laut Minsky ist diese Ungerechtigkeit sehr problematisch - auch die Schuldner und Eigentümer der großen Institutionen müssten sich die Verluste teilen.

Four Reforms to Promote Prudent Banking
Improving Underwriting

Banken, die staatlichen Schutz ihrer Liquidität (und teilweise auch Solvenz) genießen, sind eine Art Public-Private Partnership zur Förderung des public purpose. Der wesentliche Grund des Staates nicht direkt Darlehen an Bürger zu vergeben ist die bessere Kompetenz der Banken bei manchen Aktivitäten, insbesondere bei der Risikobewertung (Underwritung), welche wiederum gegeben ist durch Kundennähe (Relationship Banking).

Baustelle, hier Zitat einfügen If Banks are not doing good underwriting…

D.h. Darlehen im öffentlichen Interesse, bei denen Ausfallraten akzeptabel sind, da kann der Staat direkt die Darlehen vergeben, z.b. für Wohnen, Studieren, kleine Unternehmungen.

Increasing Capital Requirements

Strenge Eigenkapitalanforderungen machen Banken sicherer und beschränken die Kreditvergabe, so der allgemeine Glaube. Laut Minsky ist beides falsch: Evidenz: Die Basel Verträge waren dafür gedacht, aber sie wurden durch Bilanztricks (special purpose vehicles) und Ausnutzung von Schlupflöchern unterlaufen.

Baustelle Zitat: Finally, Minsky (Stabilizing, 1986) argued that all

Daher sind direkte Kreditkontrollen besser geeignet.

Man kann andersrum Banken genausowenig dazu zwingen Kredite zu vergeben, wenn sie nicht wollen (z.b. die Zeit nach der Finanzkrise). In dem Fall kann die Gesamtnachfrage stattdessen durch Fiskalpolitik stimuliert werden.

Examining Banks at the Discount Window

Wenn die Zentralbank die Reserven am Ausgabefenster vergibt, d.h. die Geschäftsbanken müssen zur Zentralbank kommen, dann kann die Zentralbank Einblick in deren Bilanzen nehmen, Cash flow Analysen durchführen. (Das ist nichs Anderes als Geschäftbanken mit ihren Kunden machen bei Kreditvergabe!). Im größeren Kontext kann die Zentralbank so auch schädliche Trends erkennen. Minsky hatte sich dafür stark gemacht, gegen die Ansichten der Monetaristen: Doch genau die haben sich durchgesetzt: Reserven wurden auf offenen Märkten gehandelt:

Baustelle Zitat einfüen Since that method simply puts reserves… useful information

Außerdem wurde in monetaristischer Manier auf Geldmengenbeschränkung (also Reservenachschub) gesetzt, was nach Minsky praktisch nicht funktioniert.

Microprudential and Macroprudential Regulation

Ernste Krisen können nicht durch einzelne Banken verursacht werden, sondern wenn das Gesamtsystem in Schieflage ist. Dies kann nicht durch Fokussierung der Regulation auf die einzelnen Institute erkannt werden. Beispiel: Ab den 2000ern war es üblich Kreditausfallrisiken zu versichern (hedging, with credit default swaps). Die Versicherer wiederum hatten keine Verlustrserven, sondern ebenfalls entsprechende Versicherungen. In der Krise erst wurde klar dass der Löwenanteil derartiger Versicherungen von einer Einheit der AIG verantwortet wurde. Mit AIG Pleite fiel das Kartenhaus in sich zusammen.

Baustelle Zitat What Minsky had develpoed from the early

Baustelle Zitat In other words, the regulators and supervisors

The Three Fundamental Faults of Capitalism

Drei fundamentale Schwachpunkte des Kapitalismus: Arbeitslosigkeit, Ungleichheit und Instabilität (die ersten beiden von Keynes, die Instabilität von Minsky) * Nach Smith strebt Kapitalismus stabiles Gleichgewicht an (Staat muss in Ausnahmefällen eingreifen), nach Keynes aber inhärent Instabilität (Ständige Überwachung und Regulierung erforderlich) * Nach Minsky klar Instabilität, längere Scheinbare Phasen der Stabilität ist Destabilisierend

Stability is De-stabilizing: In den stabilen Jahrzehnten nach dem zweiten Weltkrieg hat sich die Verbriefung als Vehikel zur Globalisierung der Finanzwelt entwickelt - nationale Grenzen gelten nicht mehr für Finanzprodukte. Zweitens wächst in dieser Phase Managed Money Kapitalismus - Schattenbanken und freie Märkte für Finanzprodukte gedeihen, klassisches Banking verliert an Bedeutung. Das globale Finanzkasino ist eröffnet. Es gibt bspw. spekulative Wetten auf bereits mehrfach spekulativ bewettete Finanzprodukte. Die Risiken werden immer größer und werden von den Bewertungsagenturen nicht gesehen. Der Aufstieg des Schattenbankensystems wird weder von der FED noch von den Mainstream-Ökonomen erkannt. Die Kosten der Regelkonformität stellen für die klassischen Banken im Vergleich zu den unregulierten Schattenbanken einen Wettbewerbsnachteil dar, was ein Treiber der Deregulierung der klassschen Banken ist. Die Erfahrung, dass Krisen eher moderat verlaufen (z.b. Platzen der dotcom Blase) und mit neuer FED Strategie (graduelle Zinserhöhungen mit klarer Ankündigung) in den Griff zu bekommen sind lässt Risikobewußtsein schwinden, ebenso das Aufblühen des Kreditausfallversicherungswesens (als Gegenmodell zu echter Risikoprüfung bei Kreditvergabe). Ein allgemeiner Irrglaube verfestigt sich in den Köpfen, dass wohl nichts Schlimmes passieren könnte.

Promoting the Capital Development of the Economy

Minsky benutzt den Begriff “capital development” sehr weit gefasst in einem gemeinwohlorienttierem Sinne (z.b. inkl öffentliche und private Infrastruktur, Vollbeschäftigung, Bildung, Gesundheit, Wohlfahrt, Gleicheit, Stabilität…). Laut Minsky gibt es zwei Hauptursachen für Fehlentwicklungen

  • Smithian: Es werden die falschen Investments finanziert
  • Keynesian: Unzureichendes Investment. Führt zu zu mangelhafter Gesamtnachfrage, Beschäftigung und Produktionsauslastung

Die 1980er krankten an beiden, die 2000er vor allem an Smithian Fehlallokation in “zu viel” in den Wohnimmobiliensektor. Ständiger Begleiter Arbeitslosigkeit, sogar die Finanzblasengetriebenen Booms verliefen ohne Vollbeschäftigung. Ein Ergebnis davon ist zu geringe Gesamtnachfrage. Alles verschlimmert durch wachsende Ungleichheit, da akkumuliertes Reichtum eher gespart wird, während finanziell Unterversorgte (Arme) alles ausgeben.

Reform gegen das Keynesianische Problem der falschen Quantität: Banken können sich grundsätzlich am Ausgabefenster der Zentralbank (nicht Markt!) soviele Geldreserven beschaffen wie sie wünschen. Wenn das insgesamt “zuviel” wird, dann soll nicht über Leitzinserhöhung gebremst werden (Orthodoxe Lehrbuchantwort), gegen Euphorien hilft das wenig, es müsste schon scharf erhöht werden, was wiederum Instabilität ins Systeem bringt (Beispiel: Volcker Experiment 1979, wo durch starke Leitzinserhöhungen ca. 3/4 der Bausparkassen insolvent wurden). Bei hohen Zinsen erlebt man dann Insolvenzen, Kreditausfälle sich durch die vernetzte Ökonomie propagieren, Panik verursachen und Ausgaben kollabieren. Auf graduelle und transparent kommunizierte Zinserhöhungen können sich die Märkte lange einstellen und so verliert diese Politik an Wirkmacht. Stattdessen sollten die Überwachungsinstitutionen direkt eingreifen, mit Erhöhung von Anzahlungen und Besicherungsanforderungen. Wenn nun “zuwenig” das Problem ist, bringen Leitzinserniedrigungen häufig nichts, da in einer Rezession allgemeiner Pessimismus Investitionen unterdrückt. Statt Geldpolitik ist dann Fiskalpolitik angepracht. Rezessionen sollten genutzt werden um in die öffentliche Infratruktur zu investieren. Minsky schlug dazu automatisch greifende Stabilisatoren vor, um optimale Ausgabenmenge nicht durch politisch langwierige Prozesse zu gefährden. Das wichtigste automatische Stabilisator war die staatliche Jobgarantie (ELR program).

Reform gegen das Smithianische Problem der falschen Qualität: Um gemeinwohlschädliche Entwicklungen zu erkennen und stattdessen “capital development of the economy” in Minskys Sinn zu fördern bedarf es einer Überwachung der Bankaktivitäten auf der Asset-Seite der Bankbilanzen. Zusätzlich kann auch der Staat Finanzierung bereitstellen, was im Folgenden ausgeführt wird.

Minsky’s Agenda for Reform

Um die drei fundamentalen Schwachstellen des Kapitalismus abzumildern, hatte Minsky Reformvorschläge basierend auf weniger Investitionen, mehr Konsum und Vollbeschäftigung.

Letztere sollte durch eine elastisches (Konjunktusschwankungen ausgleichendes) staatliches Beschäftigungsprogramm erreicht werden (ELR program). Geschätzte Kosten etwa 1,25% der Staatsausgaben, zahlreiche Anregungen dafür geben die New Deal Reformen her. Wichtig: Dadurch sinken die staatlichen Sozialausgaben drastisch und produktive Wertschöpfung kann im Bereich der öffentlichen Infrastruktur gescheen. Den Teilnehmern gäbe das Programm Chancen und Würde und vermeidet schleichenden Verlust der Arbeitsbefähigung. Es sollte relativ feste Programmlöhne geeben, die dann ein Ankerpunkt im Gesamtlohnsystem darstellen.

Barrieren zur Lohnarbeit würde Minsky abbauen durch Abschaffung der Einkommensteuer (für Arbeitgeber und -Nehmer) und Nachteile für arbeitswillige Rentner. Er sah keinen Zweck darin Arbeit zu behindern.

Minsky glaubte dass die Größe der Banken ungefähr mit der Größe der Firmenkunden korreliert. Er würde kleine bis mittlere Banken bevorzugen, indem sie weniger Vorgaben erfüllen müssten und beispielsweise eine breitere Palette an Dienstleistungen anbieten dürfen.

Nach Minsky spielt “Big Government” eine wichtige Rolle zur Stabilisierung der Wirtschaft. Um die heimische Wirtschaft zu stützen, muss der Staat mehr ausgeben als das Außenhandelsdefizit (ergibt sich aus Godley’s Sector Balances). Die Ausgaben sollten nicht mit der Gießkanne (denn wenn sie wirken dann hat man Inflation als Nebenwirkung) ausgeschüttet werden, sondern Zielgerichtet nah dran wo sie wirken sollen. Minsky bevorzugte staatliche Beschäftigungsgarantien statt Transferzahlungen.

Minksy war für Abschaffung der Einkommensteuer für Unternehmen zugunsten einer Besteuerung der Profite der Unternehmenseigner - dadurch ergeben sich positive Anreize: Unternehmensgewinne reinvestieren, Steuerschlupfloch “Firmenanteile als Managerboni” schließen und Förderung von Eigenkapitalfianzierung statt Schuldenfinanzierung.

Reform of the Payments System

Gegen Ende der 1980er waren die Banken unter starken Druck, weil die Schattenbanken die Sahne abschöpften. Minskys Vorschlag war das Zahlungssystem als exklusiv lukratives Geschäftsmodell für Banken einzurichten. Das sollte so funtktionierem, dass für Zahlungstransaktionen grundsätzlich Transaktionssteuern erhoben werden, Zahlungen über klassiche Banken jedoch davon befreit werden (also subventioniert).

Es gab Vorschläge (z.b. von Ronnie Phililips) sichere Finanzdienstleistungen in “Narrow Banks” zu kapseln, und so den Finanzsektor grob in einen risikolosen und einen riskanten zweizuteilen, so hätte der Willige eine Chance der Kasino-Ökonomie aus dem Weg zu gehen. Minsky war nicht grundsätzlich gegen “Narrow BankS”, aber aus seiner Perspektive war das mehr eine Raparaturmaßnahme, leistet jedoch keinen Beitrag zum übegeordnetem Ziel des “capital development”.

Es gab Vorschläge zur Abschaffung der staatlichen Einlagensicherung, damit Banken die Risiken selber tragen und so von den Kunden (Depositors) disziplinert würden, falls sie einen eigenwillig riskanten Weg einschlügen. Laut Minsky funktioniert das nicht, da in der Praxis die Bankkunden weder Einblick in die Bilanzen der Bank bekommen, noch das notwendige Know-How haben um sie zu beurteilen. Evidenz dass die Idee der Marktdisziplinierung nicht funktioniert: Im Vorfeld der GFC haben sämtliche professionelle Ratingagenturen gerade in dieser Disziplin kläglich versagt.

Institutional Design to Promote Stability, Security, and Democracy

Im Kontext der Clinton Ära, wo der freie Markt Jobs schaffen sollte:

However, Minsky argued that free-market ideology is dangerous, particularly at this stage of capitalism. Ironically, the “invisible hand” could not do too much damage in the early postwar period, given the low level of private debt, with private portfolios full of government debt, and with memories of the Great Crash of 1929 generating conservative behavior. However, now, with private debt ratios much higher and after decades of leveraging in an environment that promoted greed over fear, the invisible hand promoted increasingly risky behavior.

Minskys Überzeugung: Kleine Banken bedienen kleine Kunden:

… in the United States context this means the normal client for such banks is a community or smaller business: such banks are small business development corporations” (Minsky, 1992a, p. 12).

The Community Development Bank Proposal

Idee: Der Staat fördert CDBs, die CDBs fördern Gemeinschaften mit einer breiten Palette an Finanzdienstleistungen

1.  a payment system for check cashing and clearing, and credit and debit cards; 2.  secure depositories for savings and transaction balances; 3.  household financing for housing, consumer debts, and student loans; 4.  commercial banking services for loans, payroll services, and advice; 5.  investment banking services for determining the appropriate liability structure for the assets of a firm and for placing these liabilities; and 6.  asset management and advice for households. —Minsky et al., 1993, pp. 10–11

Die CDBs sollen klein, lokal und profitabel sein, und einer separate Zentral unterstellt sein.

Reform of Shadow Banking

Pensionsfonds sind eine Teilmenge des Schattenbankensystems (managed money), aber Minsky konentrierte sich darauf weil er Sie für Haupttreiber von zwei Krisen ausmachte, und weil Sie staatliche Bevorzugung erhalten (Steuervergünstigungen, quasistaatliche Rückversicherung). Er schlug eine regulierte Institutionsform vor, die mit Pensionsfonds konkurrieren kann (IRAs).

Weiter schlug Minsky vor, die Regulierung von der Art der Funktion abhängig zu machen, statt von der institutionellen Form, bspw dann so: Wer Hypothekenkredite vergibt wird reguliert, egal ob klassische Bank oder Schattenbank.

Downsizing Finance to Address Unemployment, Inequality, and Insecurity

Hence, three interrelated problems hinder the capital development of the economy: the profit share is too high and the wage share is too low—this depresses demand, causing unemployment; the share of GDP coming from the financial sector is too large, at 20 percent of value added—increasing instability; and the share of corporate profits allocated by the financial sector to itself is far too large

Mit share ist im Zitat der Anteil am privaten Einkommen gemeint. Von der Erholung der GFC profitierten im Wesentlichen die Oberen 1%. Außerdem Fehlallokation von Ressourcen: Es wird zuviel Umsatz in der Finanzindustrie (inkl. Versicherungen und Immobilien) generiert; das sind Ressourcen die der “echt-wertschöpfenden” Ökonomie fehlen. Diese Exzesse hängen logisch mit den TBTF Institutionen zusammen - eine Zerschlagung oder anderweitige Gesundschrumpfung ist wäre angebracht.

Policy to Promote a Successful Twenty-First Century Capitalism

Der Abschnitt startet mit einer Reihe von Zitaten aus einem 1996er Minsky-Whalen Paper.

Minsky goes on to argue that there are two alternative futures: a hostile and uncivilized “fortress” capitalism or an optimistic and humane “shared-prosperity” capitalism. It is clear that since his death, we have pursued the first. That is a path to disaster because, as Minsky argues, “[c]apitalism can be successful only if economists and policymakers recognize that people have a limited tolerance for uncertainty and insecurity” (Minsky and Whalen 1996, p. 9). The task ahead is to reduce insecurity while ensuring “the civilized standards of an open and democratic society” (Minsky and Whalen, 1996, p. 10). These are complementary goals.

Die Pfade am Beispiel Deutschland: Nach dem Zweiten Weltkrieg erst als “high-performance” Wirtschaft gestartet. Nun den Weg zum anderen Pfad “Niedriglohnland” eingeschlagen.


  1. Hyman P. Minsky, “Reconstituting the United States’ Financial Structure: Some Fundamental Issues”, Working Paper No. 69. Annandale-on-Hudson, NY: Levy Economics Institute, January 1992 ↩︎

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